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BEDARFSANALYSE

Das Deutsche Schulbarometer zeigte bereits im April 2022, dass die Ursachen für psychische Belastungen von Schüler:innen vielfältig sind: eine angespannte familiäre Situation, Leistungsdruck in der Schule, (Cyber-)mobbing in sozialen Netzwerken und vieles mehr. Lehrkräfte beobachten einen deutlichen Anstieg von Konzentrations- und Motivationsproblemen sowie aggressivem Verhalten, körperlicher Unruhe, Niedergeschlagenheit und Schulabsentismus. Schüler:innen aus benachteiligten sozialen Lagen sind besonders betroffen. Neben psychischen Verhaltensauffälligkeiten steigt zudem auch die Zahl an diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarfen sowie anderweitigen psychischen Erkrankungen. Der allgemeine Anstieg von psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen stellt zunehmend eine Herausforderung im Schulalltag dar, die sich zusätzlich durch die COVID-19-Pandemie dramatisch verschärft hat. (vgl. Deutsches Schulportal 2023, o.S.)

Neben den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie untersuchte die Guck-Hin-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Tanja Michael der Universität des Saarlandes die Auswirkungen aktueller Krisen auf die psychische Gesundheit von saarländischen Jugendlichen. Die gegenwärtige Generation Jugendlicher steht vor schwerwiegenden Herausforderungen. Zu nennen sind hier zum einen die Bewältigung des Klimawandels, insbesondere, da sich das Zeitfenster für effektives Handeln allmählich schließt. Der Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 ist nun als weiteres schwerwiegendes Ereignis zu bewerten, welches neben Entsetzen und Betroffenheit hinsichtlich des menschlichen Leidens auch die Sorge um einen möglichen Kriegsausbruch in Deutschland mit sich bringt. Die Bewältigung dieser Herausforderungen trifft die Jugendlichen in einer besonders vulnerablen Lebensphase für die Entwicklung psychischer Erkrankungen. Epidemiologische Studien zeigen, dass die Neuerkrankungsrate psychischer Störungen im Alter von 10 bis 14 Jahren gegenüber der restlichen Lebensspanne deutlich erhöht ist und mit 14,5 Jahren ihr absolutes Maximum erreicht (vgl. Michael 2023. o.S.).

Darüber hinaus untersuchten Wissenschaftler:innen für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 794.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022. Es ist die erste umfassende Analyse von ambulanten und stationären Behandlungen. „Die aktuellen Ergebnisse sind besorgniserregend. Leichte Rückgänge bedeuten nicht, dass jetzt alles wieder in Ordnung ist. Im Gegenteil: Das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher verfestigt sich“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit und fordert mehr Präventionsinitiativen in Schulen, Vereinen und der offenen Kinder- und Jugendarbeit. (vgl. DAK 2023, o.S.)

Da pädagogische Fachkräfte sowie Lehrkräfte ebenfalls unter enormen Druck stehen, wie zum Beispiel die Ergebnisse der Befragungen des Deutschen Schulbarometers belegen, versteht sich das GROW Team als einrichtungsergänzende Präventionsinitiative, die Schulen sowie Jugendhilfeeinrichtungen extern unterstützen möchte. (vgl. Robert Bosch Stiftung 2022, o.S.)

Dementsprechend soll das Angebot sowohl von jungen Menschen als auch von Erwachsenen genutzt werden können.

ZIEL UNSERER PRÄVENTIONSARBEIT

Der Schwerpunkt der Präventionsarbeit soll auf der Stärkung des Gemeinschaftssinns sowie der Resilienzförderung von jungen Menschen und Erwachsenen liegen, um die psychosoziale Gesundheit  zu entwickeln und zu stärken. Resilienz beschreibt in diesem Zusammenhang die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Entwicklungsrisiken und Belastungen, die zu einer positiven Entwicklung unter ungünstigen Lebensumständen führt (vgl. Bengel et al. 2009, S. 19). Resilienz umfasst nicht nur die Abwesenheit psychischer Störungen, sondern den Erwerb altersangemessener Fähigkeiten (Kompetenzen) vor dem Hintergrund der normalen kindlichen Entwicklung, zum Beispiel die Bewältigung altersrelevanter Entwicklungsaufgaben trotz aversiver Umstände (vgl. Petermann et al. 2004, S. 344) Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Resilienz zu definieren. In einer weiter gefassten Definition wird Resilienz als eine Kompetenz verstanden, die sich aus verschiedenen Fähigkeiten zusammensetzt, welche nicht nur in einer Krisensituation, sondern auch in weniger kritischen Alltagssituationen relevant sind. Fingerle 2011 (S. 213) zufolge, bedeutet über Bewältigungskapital zu verfügen, „Ressourcen zu identifizieren, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Potenzial Problemen und Krisen weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“ Resilienz ist dabei nicht als angeborene Charaktereigenschaft zu verstehen, sondern kann im Laufe des Lebens entwickelt werden. Die seit Beginn der Resilienzforschung durchgeführten Langzeitstudien konnten einen Kern von Schutzfaktoren identifizieren, die die Wahrscheinlichkeit einer positiven, seelisch gesunden Entwicklung erhöhen. Dabei kann zwischen personalen und sozialen Ressourcen unterschieden werden. Zu den wichtigsten sozialen Ressourcen gehört das Vorhandensein einer stabilen, emotional zugewandten Bezugsperson, sowie ei wertschätzender Umgang und soziale Beziehungen außerhalb der Familie sowie qualitativ gute Bildungseinrichtungen (vgl. Fröhlich-Gildhoff et al. 2021, S. 6). Die Mitarbeiter*innen des GROW-Teams möchten Menschen darin unterstützen ihre individuellen und sozialen Ressourcen zu entdecken und weiterzuentwickeln. Wir verfügen neben dem Lehramtstudium mit zwei Staatsexamen oder dem Studium als Sozialarbeiter*innen bzw. -pädagog*innen über Zusatzqualifikationen in den Bereichen Erlebnispädagogik, Klettern, Resilienztraining sowie über langjährige Berufserfahrung in der Anleitung und Begleitung von jungen Menschen.

Die Schutzfaktoren auf der individuell-personellen Ebene werden häufig als „Resilienzfaktoren“ bezeichnet und unterteilen sich in Selbst- bzw. Fremdwahrnehmung, Selbstregulation/-steuerung, Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenzen, Problemlösekompetenz, aktive Bewältigungskompetenz sowie Sinnfindung und Zielanpassung. (vgl. Fröhlich-Gildhoff et al. 2021, S. 8) Basierend auf den Resilienzfaktoren bietet das GROW-Team gezielt für die jeweilige Altersstufe ausgearbeitete Programmbaustein an, die individuelle oder als Komplettpaket angefragt werden können und auch zeitlich flexibel anpassbar sind.

 

Quellenangaben

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